Leben in Piduguralla nach dem Corona-Lockdown
Nach der Aufhebung des Lockdowns und weiteren Lockerungen der Corona- Beschränkungen sind die Kalkfabriken in den Steinbrüchen von Piduguralla wieder in Betrieb. Männer und Frauen arbeiten dort wie vor dem Lockdown als Tagelöhner. Die Bedingungen sind nach wie vor sehr schwer. Der Lohn ist gering und reicht kaum für den täglichen Lebensunterhalt einer Familie. CARDS unterstützt deshalb die Familien der Kinder der Bala-Hita-Schule und der Special-Class im CRAC weiterhin mit Hilfspaketen. CARDS würde auch gerne wieder eine Mittagsmahlzeit für die Kinder stellen, was die Familien finanziell entlasten würde. Momentan ist das leider nicht möglich, weil die Mittel fehlen, beide Hilfen zu finanzieren.
Mittlerweile besuchen 50 Kinder die Schule für ehemalige Kinderarbeiter*innen und auch in der Special-Class für Kinder mit Behinderungen ist wieder Leben eingekehrt, seit im August 2021 die Schulen geöffnet haben. [1]
Bei einem Video-Austausch mit Ria Paulus, der 1. Vorsitzenden von RANDI berichtet Mary Kanaparthi, die Direktorin von CARDS über die Entwicklungen vor Ort. So erfährt Ria Paulus von Manisha [2], die bis vor kurzem die Special Class besuchte. Seit ihrer Geburt leidet Manisha an Hemiplegie, einer halbseitige Lähmung, verursacht durch Sauerstoffmangel im Gehirn oder Rückenmarksverletzungen während ihrer Geburt. Ihre Mutter Sumati war sehr unglücklich über die Behinderung ihrer Tochter und empfand diese als Strafe des Schicksals und große Belastung.
Manisha und ihre Mutter in ihrem Laden.
Manishas Leben ändert sich durch den Besuch der Bala-Hita-Schule
Als CARDS-Mitarbeiter*innen vor acht Jahren im Steinbruchgebiet eine Umfrage über die Lebens- und Bildungssituation in der Region durchführten, erreichten sie auch Manisha und ihre Mutter Sumati. Sumati war sehr erstaunt, dass sich jemand für ihre Sorgen und Nöte interessiert und sogar konkrete Hilfe anbot. Eine Sonderpädagogin berichtete ihr von der Förderklasse im CRAC (Special Class), wo Fachkräfte mit speziellen Methoden anschaulichen und auf die Fähigkeiten der Kinder zugeschnittenen Schulunterricht bieten. An der Schule kann sie auch physiotherapeutisch behandelt werden. Viele körperliche Einschränkungen der Schüler*innen wurden dadurch bereits deutlich verbessert. Der Besuch dieser Schule ist kostenfrei, monatlich werden Lebensmittelpakete an die Familien der Kinder ausgegeben und einmal pro Jahr gibt es Kleidung für die Kinder.
Manisha erinnert sich noch gut an den Tag, als die Mitarbeiterin von CARDS zu ihnen nach Hause kam: „Meine Mutter sprach mit ihr über meine Probleme und ihre Sorgen. Die Frau erzählte von der Schule im CRAC, dass alle Kinder etwas lernen können, von dem Spielplatz und den Liedern und Tänzen, die die Kinder dort zusammen lernen. Für mich klang das alles sehr schön und ich war froh, als meine Mutter Frau Latha bat, mich an der Schule aufzunehmen. Das war ein großes Glück für mich!“
Jeden Tag werden Schüler*innen, die einen weiten Schulweg haben oder wegen ihrer Behinderung schlecht laufen können, zuhause abgeholt und nach dem Unterricht wieder heimgebracht. Manisha sitzt hinten im Schul-"Taxi".
Fortschritte
Manishas Lehrerin Frau Latha konnte bald von den Fortschritten des Mädchens berichten: „Im CRAC hat sich Manisha sehr gut entwickelt. In ihrer Klasse erlebte sie andere Kinder mit körperlichen Einschränkungen und erfuhr, dass nicht sie alleine mit solchen Problemen zu kämpfen hat. Sie öffnete sich immer mehr und hatte keine Angst mehr vor der Interaktion mit anderen. Sie hat Freundinnen und Freunde gefunden. Sie lernte lesen, schreiben und rechnen und hatte Freude am Lernen.
Durch die Physiotherapie gewann sie an koordinierter Beweglichkeit, was ihr z.B. auch Eigenständigkeit in ihrer Körperhygiene ermöglichte. Darüber hinaus verbesserte sich ihre Feinmotorik und sie lernte z.B. Steinchen aus Reis auszulesen oder Teig zu kneten. Das sind Tätigkeiten, die als Übungen auch an der Schule durchgeführt werden und für die Kinder einen praktischen Sinn im Alltag ergeben. Manisha kam regelmäßig zur Schule, sie war immer pünktlich und achtete auf ihr Äußeres. Sie zeigte sich sehr verständig und ist heute eine selbstbewusste und selbstständige junge Frau.“ freut sich Frau Latha über ihre ehemalige Schülerin.
Manishas Mutter Sumati, die einen kleinen Laden mit Dingen des täglichen Bedarfs in ihrem Dorf führt, ist ebenfalls sehr glücklich über die Entwicklung ihrer Tochter: „Ich bin so dankbar, dass Manisha in diese Schule gehen durfte. Nie hätte ich gedacht, dass sie so viel lernen kann.“ Manisha hilft ihrer Mutter nicht nur im Haushalt. Sie begann auch ihr am Abend im Laden auszuhelfen. Mittlerweile führt sie den Laden tageweise auch ganz alleine.
Wenn Manisha an die Zeit vor dem Besuch der Förderklasse denkt, kann sie selbst kaum glauben, wie ihr Leben damals aussah: “Ich saß einfach nur daheim, bin nie rausgegangen. Durch meine Hemiplegie kann ich nicht sprechen wie andere und sprach aus Angst und Unsicherheit mit niemandem außer mit meiner Mutter. Ich konnte meiner Mutter nicht im Haus helfen, nicht im Laden, ich konnte mir selbst kaum helfen. Meine Mutter beschwerte sich oft über mich. Ich schwieg dann immer, obwohl mich ihr Verhalten sehr verletzte. Ich war hilflos,“ erinnert sie sich. „Heute ist das alles anders. Ich habe viel gelernt und traue mir selbst viel mehr zu. Ich freue mich, dass ich meiner Mutter eine Hilfe bin und im Laden arbeiten kann. Meine Mutter ist froh über meine positive Entwicklung und respektiert mich. Wir haben jetzt ein gutes Verhältnis und sind beide froh darüber.“
Positive Entwicklungen
Manisha ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie gezielte Förderung und liebevolle Betreuung und Beratung ein Leben zum Positiven verändern kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CARDS im CRAC besuchen regelmäßig Familien in der Region von Piduguralla und befragen sie zu ihrer aktuellen Situation. Sie finden dabei heraus, ob Kinder und Jugendliche Hilfe und Unterstützung brauchen. Seien es Kinder und Jugendliche, die im Steinbruchgebiet arbeiten, nicht zur Schule gehen oder die Schule abgebrochen haben - auch Jungen und Mädchen wie Manisha, die wegen einer Behinderung ein trostloses und einsames Dasein fristen müssen, weil ihre Eltern sich nicht zu helfen wissen. Für alle diese Kinder und Jugendlichen ist das CRAC eine echte Chance. Hier erfahren sie die Hilfe und Unterstützung, die sie befähigt ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen. Von den Erfolgen ihrer Kinder profitiert die ganze Familie. Dankbare Eltern berichten immer wieder, dass der Schulbesuch ihrer Kinder positive Veränderungen in die Familiengemeinschaft bringt.
Bericht Margit Nitsche und Ria Paulus, Infos und Fotos CARDS
Weitere Infos über das Zentrum für Kinderrechte und die Bala-Hita-Schule mit der Special-Class
RANDI e.V. bittet um Spenden für CARDS und die Bala-Hita-Schule.
- Kinderarbeit verhindern
- Chancen für ehemalige Kinderarbeiter*innen
- Förderung für Kinder mit Behinderungen
Spendenkonto Nummer 140 678 708 / IBAN: DE20 6729 2200 0140 6787 08
Volksbank Kraichgau Wiesloch-Sinsheim e.G. / BIC: GENODE61WIE
Das win-win-netzwerk unterstützt
die RANDI-Spendenkampagne
Mehr dazu im Infobrief 2021. Seitdem hat sich schon wieder viel getan: https://randi-ev.de/index.php?option=com_jdownloads&task=download.send&id=131&catid=7&m=0&Itemid=326
Namen geändert