Das Kastensystem
Als der hinduistische Schöpfergott Brahma die Menschen schuf, „entstanden“
- aus seinem Kopf die Priester, die Brahmanen,
- aus seinen Schultern die Krieger,
- aus seinem Bauch die Händler und Kaufleute,
- aus seinen Beinen die Bauern und Handwerker.
Von Anbeginn war damit die Ordnung des Kastensystems festgelegt.
Ausgeschlossen aus diesem System und damit auch ausgeschlossen aus der menschlichen Gesellschaft waren die sogenannten „Unberührbaren“. Sie stammten nicht vom Gott Brahma ab und galten daher als wertlos und unrein. Sie wurden unterdrückt, mussten niedrige Arbeiten verrichten und hatten keine Rechte. Heute nennen sie sich Dalits, das heißt: unterdrückt, zertreten, geschlagen. "Unberührbar" zu sein wurde ihnen zugeschrieben, dem waren sie unabänderlich ausgeliefert. Sich selbst als zerbrochen und unterdrückt zu begreifen, ist die Beschreibung eines ungerechten Zustands, gegen den man sich wehren kann.
Früher musste ein Dalit durch Glöckchen an den Beinen und durch lautes Rufen die Kastenhindus vor sich warnen, damit sie ihm nicht zu nahe kommen und sich verunreinigten. Ein Dalit musste mit einem Besen seine Spuren verwischen. Er musste immer einen Spucknapf bei sich tragen, damit er mit seiner Spucke nicht die Straße verunreinigte.
Veränderung der Situation durch Veränderung des Blickwinkels
Father Hayer, ein christlicher Missionar, kam um 1847 nach Indien und war schockiert darüber, wie schlecht die Dalits behandelt wurden. Keiner der Kastenhindus konnte ihm einen Grund dafür nennen. Erst bei den Brahmanen erfuhr er, dass die Dalits für Sünden in ihrem vorherigen Leben büßen müssen. Deshalb wurden sie in diesem Leben als Dalits geboren. Es gibt für sie keinen Ausweg aus ihrer Lage. Sie müssen dieses schlechte Leben ertragen.
Der Missionar akzeptierte diese Erklärung nicht. Er setzte sich ein für die Menschenrechte der Dalits. Er begann die Dalits zu bilden und lehrte sie lesen und schreiben.
Das war der Beginn für weitreichende Veränderungen.
Noch immer gibt es Ungerechtigkeiten gegenüber den Dalits, aber durch die Arbeit von CARDS konnte schon viel erreicht werden. Die Student*innen und Mitarbeiter*innen von CARDS arbeiten in abgelegenen Dörfern bei Alphabetisierungsprogrammen und Gesundheitsprojekten, in den Bala-Bata-Nachhilfeschulen, bei der AIDS-Aufklärung und in der Mitarbeiterschulung. Die Studentinnen und Studenten werden neben ihrem Unterricht auch in Sozialarbeit geschult und engagieren sich in ihrer Freizeit bei verschiedenen Projekten. Mit Trommeln, Musik, Tanz und Straßentheater klären sie die Dalits über ihre Rechte auf. Hier bei uns zeigen sie bei Besuchen welche historische Bedeutung die Mission für sie als Dalits hatte.
Am Ende des Stückes stellen sich 3 Personen auf, die die Entwicklungsphasen der Dalits darstellen:
- Um 1850: so fand Father Heyer die Dalits in Indien vor: Ein Dalit musste mit einem Besen seine Spuren verwischen. Er musste immer einen Spucknapf bei sich tragen, damit er mit seiner Spucke nicht die Straße verunreinigte.
- Um 1980: P. Ranjan Babu gründete CARDS und lernte Arnold Paulus aus Ehrstädt kennen. Sie fanden folgende Situation vor: Die Dalits müssen unter unmenschlichen Bedingungen leben, sie werden diskriminiert und wie Sklaven behandelt, sie haben keinen Zugang zu Bildung und kennen ihre Rechte nicht. Die beiden wurden Freunde und arbeiteten zusammen, um die Situation der Dalits zu ändern.
Der Slogan lautete: Befreiung durch Bildung
- Heute: Nach über 30 Jahren Partnerschaft zwischen dem Verein und CARDS hat sich die Situation der Dalits in den Dörfern, in denen CARDS arbeitet, geändert. Die junge Generation geht zur Schule und erhält eine gute Ausbildung, Dalits kennen ihre Rechte und haben Zugang zu Regierungsprogrammen. Die Situation hat sich nachhaltig geändert. Dalits leben unabhängig in eigenen Häusern mit ausreichender Ernährung.