Mary Kanaparthi, die Direktorin von CARDS berichtet
„Auf meinem Weg zwischen Deenapur und Guntur fahre ich jeden Tag an einem Polizeiposten vorbei. Wenn die Autos dort zur Kontrolle anhalten müssen, kommen Frauen und Kinder zum Betteln. Einmal stürmten drei Kinder an mein Auto und klopften ans Fenster. Sie bettelten um Essen. Ich fragte sie nach ihrem Schicksal. Sie erzählten mir, dass sie zu Fuß nach Rajasthan (Nordindien) unterwegs seien. Sie waren von einem Ort im südlichen Teil Odishas, an der Grenze zu Andhra Pradesh aufgebrochen.
Auf ihrem Weg bekamen sie immer wieder falsche Informationen. Irgendjemand hatte ihnen erzählt, dass ein Sonderzug für Wanderarbeiter von Visakhapatnam nach Rajasthan fahren würde. Daraufhin machten sie sich zu Fuß auf nach Visakhapatnam. Auf dem Bahnhof war jedoch kein entsprechender Zug zu finden. Stattdessen erhielten sie die Auskunft, dass von Guntur aus ein Zug in Rajasthans Hauptstadt Jaipur fahren würde. Da dieser Sonderzug nur an wenigen kleinen Bahnhöfen halten würde, um Wasser auzufüllen, sind die Kinder den ganzen Weg nach Guntur gelaufen. Aber auch dort gab es keinen Zug. Man wollte sie in ein Lager für Wanderarbeiter bringen, das die Regierung eingerichtet hatte. Dort wollten die Kinder nicht bleiben, weil sie Angst hatten, sich unter den vielen Menschen anzustecken. Stattdessen gingen sie zu Fuß weiter zu einem Ort namens Parecharla, der zwischen Deenapur und Guntur liegt. Die Kinder haben eine unglaubliche Strecke hinter sich gebracht.
Die Situation spitzt sich dramatisch zu
Überall auf den Straßen begegnen uns Menschen, die versuchen zu Fuß in ihre Heimatorte zu gelangen. Sie wissen nicht wohin sie sich wenden können. Besonders die Notlage der Kinder und Familien ist sehr beunruhigend. So viele Kinder sind alleine oder mit ihren Eltern auf den Straßen unterwegs. Es ist unglaublich bedrückend, dies alles mit anzusehen.
Die Situation ist wirklich dramatisch, so viele Menschen hungern. Wo es nur geht, versorgen unsere Hilfe-Teams die Menschen mit Lebensmitteln. Damit auch die staatliche Corona-Hilfe zu den Menschen in den Städten und Dörfern gelangt, informieren wir die Behörden darüber, wo noch keine Unterstützung angekommen ist.
Damit die Menschen so schnell wie möglich zu ihren Heimatdörfern gelangen, hat CARDS mit der Distriktverwaltung Kontakt aufgenommen, um Plätze in den Sonderzügen der Regierung zu vermitteln. Auch für die drei Kinder aus Odisha haben wir einen Zug gefunden und wir hoffen sehr, dass sie gut und gesund zuhause angekommen sind.“
Bericht Mary Kanarpathi und Margit Nitsche, Fotos CARDS
RANDI-Spendenkampagne für Corona-Hilfe
Mary Kanaparthi dankt RANDI e.V. für das Interesse an der Situation der Dalits und für die Solidarität mit all den armen Menschen, die jetzt in dieser schwierigen Zeit doppelt in Not geraten sind.
Um die Corona-Hilfe von CARDS weiter unterstützen zu können, bittet RANDI e.V. um Spenden.
Spendenkonto Nummer 140 678 708 / IBAN: DE20 6729 2200 0140 6787 08
Volksbank Kraichgau Wiesloch-Sinsheim e.G. / BIC: GENODE61WIE
Berichte zur aktuellen Situation
BBC Videos zur Situation der Wanderarbeiter
Die Zahl der Corona-Infektionen in Indien steigt weiter deutlich an