„Radio Ranjan“ ist auf Sendung!

Stellen Sie sich vor, die Corona-Pandemie hätte die Welt nicht im Jahr 2020, sondern etwa zur Zeit der Spanischen Grippe, also vor 100 Jahren, überrascht. Was wäre anders gewesen? Auf jeden Fall einmal die medizinischen und virologischen Fachkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten, aber ich denke da vor allem auch an das Stichwort „Medien“ und „Verbreitung von Informationen“. Ein Großteil der Menschen, zumindest hier in Europa, hält sich seit Anfang des Jahres über Fernsehen und vor allem über das Internet auf dem Laufenden, was das Infektionsgeschehen und Schutzmaßnahmen betrifft, online gibt es Videos, Artikel, Interviews und vieles mehr. Vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Und warum geht das heute? Weil hierzulande fast jeder auf das World Wide Web zugreifen kann, von zuhause oder auch unterwegs, selbst in abgelegenen Dörfern.

Radio Ranjan1Die Frage ist nun aber, wie das Ganze in anderen Ländern, also zum Beispiel in Indien aussieht. Natürlich gibt es da auch Internet, man denke nur an die IT-Hightech-Städte wie Bangalore oder Mumbai. Allerdings sieht es auf dem Land, je nachdem wo genau, ganz anders aus. Zwar hat die Mehrheit der indischen Bevölkerung, auch auf dem Land, ein Smartphone, Fernsehen und Internetzugang. Trotzdem gibt es noch immer signallose Bereiche und vor allem Analphabetismus und Armut, sodass die Menschen manchmal überhaupt keine Chance haben, sich zu informieren.

Eine eigene Radio-Station

Radio RanjanGerade deshalb ist es umso erfreulicher zu hören, dass CARDS nun vor wenigen Wochen ihre eigene Radio-Station fertigstellen und mittlerweile auf Sendung gehen konnte. Schon vor dem Ausbruch der Corona-Krise hatte man begonnen, einen öffentlichen Sender anzumelden, um per Radio ganz allgemein Nachrichten und Informationen rund um den Hauptsitz Guntur zu verbreiten. Die zuständige Behörde hat nun die Anträge für den Sender „Radio Ranjan“, benannt nach dem Gründer von CARDS, Dr. P. Ranjan Babu, bewilligt, dessen Ausstrahlung nun vom Hauptsitz Guntur aus organisiert und geleitet wird.

Das Studio besteht aus einem Computer-Arbeitsplatz, an dem momentan drei geschulte Personen das Sendeprogramm zusammenstellen sowie Audio- und Lieddateien aussuchen und per Mischpult editieren.  Außerdem gibt es einen Nebenraum mit mehreren Mikrofonen und Sitzplätzen, in dem Live-Interviews aufgenommen werden können. Das wichtigste Element ist jedoch der moderne Transmitter, der mit dem Computer auf der einen Seite und mit der außen am Haus angebrachten Antenne verbunden und dafür verantwortlich ist, die elektrischen Signale des Sendeprogramms zur Antenne zu leiten.

Transmitter

Mischpult        Transmitter                                                                                                   Mischpult

Täglich acht Stunden Programm

Das Programm läuft von 8 Uhr bis 12 Uhr morgens und von 16 Uhr bis 20 Uhr abends, also insgesamt acht Stunden pro Tag. In der Zwischenzeit ist das aus sieben Personen bestehende Radio-Team immer auf der Suche nach aktuellen Nachrichten zum Beispiel vom Bezirk oder der Regierung, die dann entweder selbst als Nachricht eingesprochen oder direkt als Original-Audio-Datei in das Sendeprogramm aufgenommen werden. Neben den Nachrichten laufen auch moderne Film-Musikstücke, eigene Lieder von CARDS, Werbung und einiges mehr. Betont sollte hier noch werden, dass es sich bei dem Sender um einen öffentlichen Sender handelt. CARDS darf also nicht nur über seine Projekte berichten und die ausgestrahlten Titel werden auch ständig durch die Behörde kontrolliert. Der Sender ist auch nicht speziell für Dalits, sondern für alle Menschen in der Umgebung gedacht, insgesamt können momentan etwa 350.000 Menschen „Radio Ranjan“ empfangen.

PriyaBei einem Video-Anruf letzte Woche konnte ich das Studio und eine der Verantwortlichen, die College-Studentin Priya, direkt kennenlernen. Die Direktorin Mary Kanaparthi und Dr. Frank Viswanath zeigten mir die Räumlichkeiten, die technische Ausstattung und am Computer das aktuelle Sendeprogramm des Tages. Sie erklärten weiterhin, dass der Sender in einem Umkreis zwischen 12 und 18 Kilometer Entfernung empfangen werden kann, abhängig davon, ob Hügel „im Weg“ stehen oder nicht. Generell haben sie den Radio-Sender besonders in der letzten Zeit genutzt, um über das Corona-Virus, die Hygiene-Maßnahmen, Regierungsprogramme und alle damit zusammenhängenden Informationen zu berichten.

Momentan ist man dabei, eine Handy-App zu entwickeln, sodass „Radio Ranjan“ auch über das Internet verfügbar sein wird, um noch mehr Menschen erreichen zu können. Die App soll in wenigen Wochen zum Download zur Verfügung stehen. Finanziert wurde die Einrichtung der Radio-Station durch die Betty-Huber-Stiftung.

In Ländern wie Indien ist es also auch im digitalen Zeitalter sehr wichtig, sich bei der Verbreitung von Informationen nicht nur auf das Internet zu beschränken. Im Gegensatz zu Deutschland, wo das Radio immer weniger als Hauptinformationsquelle genutzt wird, scheint dieses Medium in anderen Teilen der Erde immer noch von sehr großer Bedeutung zu sein, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Es ist schön zu sehen, mit welchem Engagement sich Menschen dafür einsetzen, diese Möglichkeit zu nutzen und dazu beitragen, Krisenzeiten wie diese besser zu überstehen.

Interview

Interviews werden nicht nur im Studio, sondern auch direkt auf der Straße aufgenommen.

Rajani

Rajani spricht Nachrichten ein.

Team2

Das Radio-Team mit Mary Kanaparthi (links) und Frank Viswanath (hinten Mitte).

Team1

Das Radio-Team stellt das Sendeprogramm zusammen.

 Bericht Theresa Bier, Fotos CARDS

Rajani aus dem GIRL-Mädchenheim war 2019 mit einer Kulturgruppe zu Besuch bei RANDI

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